Zeit & Raum – Studioakustik für das Home-Recording

Zeit & Raum – Studioakustik für das Home-Recording

Akustikschaumstoff 

Jetzt ist es an der Zeit, dass wir mal über deinen Raum reden.

Da immer mehr von uns zu Hause bleiben, nehmen sich viele Menschen die Zeit, ihr Homestudio wieder neu zu entdecken. Oft bedeutet das auch, die akustischen Probleme in diesen Räumen neu zu entdecken.

Egal, ob es die Nachbarn sind, die sich beschweren, diese eine Bassfrequenz, bei der die Wände wackeln, oder ein nerviges Slapback-Echo – Wir kennen das Gefühl, wenn der kreative Fluss durch eine schlechte Raumakustik beeinträchtigt wird.

Das gewöhnliche Homestudio oder Proberaum mit seinen dünnen Wänden, kastenförmigen Räumen, niedrigen Decken, klappernden Fensterrahmen und vielem mehr wird diesen Problemen kaum gerecht. Und das ist nur ein kleiner Teil unserer Probleme.

Zum Glück hat dieselbe technologische Revolution, die Multitracking in Kellern und Garagen möglich gemacht hat, auch kostengünstige und qualitativ hochwertige Lösungen für viele der üblichen akustischen Probleme im Homestudio gebracht. Hier findest du ein paar Ideen, wie du deine akustischen Probleme aus der Welt schaffen kannst.

Akustische Maßnahmen

Wir wollen das Thema akustische Maßnahmen in zwei grundlegende Kategorien einteilen: 

  • Schalldämmung und Isolierung
  • Reflexion und Diffusion
Schalldämmung und Isolierung

schlagzeug-home-studio

Die Isolierung hilft, die Geräusche der Außenwelt draußen zu halten und umgekehrt. Damit eng verbunden ist die Trennung, die dafür sorgt, dass die einzelnen Geräusche nicht zu stark ineinander übergehen. Das erste Problem, das wir angehen müssen, ist also die Schalldämmung und Isolierung, um mögliche Stellen zu blockieren, an denen Schall durchkommen kann. Die Masse ist dein Freund – je dicker und dichter die Wände sind, desto besser können sie den Schall abhalten.

Deutlich effektiver ist Masse in Kombination mit Luft. Hast du schon mal von einem „Floating Room“ gehört? Dabei werden innerhalb des bestehenden Raums völlig neue Wände, Böden und Decken gebaut, die einige Zentimeter von den Außenwänden entfernt sind (und auf dem Boden gummierte „Schwimmer“ angebracht werden, um die Schwingungsübertragung zu reduzieren). Im Prinzip ein Raum im einem Raum! Es gibt Unternehmen, die schallgedämmte Türen und Fenster sowie schallgedämmte Wandpaneele in vorgefertigten oder maßgeschneiderten Größen anbieten, falls das für dich in Frage kommt.

Das Abdichten von undichten Stellen in bestehenden Strukturen ist ebenfalls äußerst hilfreich für die Schalldämmung und Isolierung. Für Türen und Fensterrahmen solltest du die dicksten und dichtesten Dichtungsbänder verwenden, die in den entsprechenden Zwischenraum passen. Für die Bereiche rund um Heizungs- und Klimakanäle, Steckdosenkästen, Beleuchtungen, nicht fertiggestellte Trockenbaufugen und geflieste Decken kannst du eine Latex-Dichtungsmasse verwenden, die speziell für akustische Anwendungen entwickelt wurde.

Du kannst noch viel mehr erreichen, indem du schalldämpfende Schichten an den bestehenden Wänden anbringst. Mehrere Unternehmen haben Materialien im Angebot, die besonders dicht, aber überraschend dünn und leicht sind.

Wenn du nicht den ganzen Raum isolieren kannst ...

Isolierplatten akustik maßnahmen home studio

Der Arbeitsaufwand und die Kosten für die Isolierung eines ganzen Raums können enorm sein ... aber das kann man vermeiden, indem man nur die Teile isoliert, die isoliert werden müssen. Eine Reihe von Unternehmen verkaufen tragbare, leichte „Iso-Kabinen“ in verschiedenen Größen, die sich schnell und einfach zusammenbauen lassen. Alternativ dazu findest du im Internet eine Vielzahl von Plänen zum Selbermachen.

Eine andere Variante der Iso-Kabine, die immer beliebter wird, ist die Verstärkerkammer. Diese reichen von kleinen, schallisolierten Boxen, die gerade groß genug sind, um einen Verstärker und ein Mikrofon aufzunehmen, bis hin zu Schränken mit eingebautem Lautsprecher und Eingangsbuchse.

Reflexion und Diffusion – Das Problem erkennen

Welleninterferenz


Reflexion und Diffusion haben damit zu tun, wie der Raum die Klänge beeinflusst, die wir in diesem Raum erzeugen. Die Eigenschaften eines Raums haben einen direkten Einfluss auf das, was wir hören. Deshalb klingt ein Instrument in einer leeren Kathedrale ganz anders als in einem kleinen Club. Das ist auch der Grund, warum ein Mix an verschiedenen Orten so unterschiedlich klingen.

Das ist eines der größten Probleme in jedem Studio – die Kontrolle der Klangeigenschaften des Raums. Dazu gehören der Abstand zwischen den Wänden, die Höhe der Decke, die Winkel, in denen die Wände aufeinandertreffen, und die Materialien, aus denen die Oberflächen bestehen. Auch die Zusammensetzung und Platzierung von Tischen, Bildern und anderen Oberflächen, Möbeln, Vorhängen usw. spielen eine Rolle.

In Homestudios entstehen in der Regel stehende Wellen, Resonanzfrequenzen und andere klangliche Anomalien, die das Klangbild erheblich verfälschen und negativ beeinflussen können. Eine harte Wand- oder Deckenfläche kann zum Beispiel Reflexionen erzeugen, die den Klang eines Mixes erheblich verändern.

Bevor wir jedoch über Lösungen sprechen, sollten wir erst einmal die Problembereiche identifizieren.

Viele der aktuellen Softwareprogramme und Apps helfen dabei, einige der häufigsten Probleme zu erkennen. Spektrum-Analyser – auch bekannt als Real Time Audio Meter (RTA) –sind Messgeräte, die den Schall nach verschiedenen Frequenzen aufschlüsseln. Wenn du ein einigermaßen empfindliches Mikrofon an verschiedenen Stellen im Raum einsetzt, kann ein RTA dabei helfen, Bereiche zu identifizieren, in denen sich bestimmte Frequenzen besonders stark aufbauen.

An dieser Stelle ein wichtiger Hinweis: Messgeräte können von unschätzbarem Wert sein, wenn sie richtig eingesetzt werden, aber Messgeräte mischen keine Musik – das machst du mit deinen Ohren. Vertraue also vor allem auf deine Ohren. Vergleiche also, was du hörst, und verwende dann die Messgeräte, um zu verifizieren, was du gehört hast.

Reflexion und Diffusion – Eine Lösung entwickeln

Schalldämmung

Die beste Lösung zum Schutz vor unerwünschten Reflexionen ist es, Problembereiche mit einer Kombination aus Absorption und Diffusion zu bekämpfen. Absorbierende Materialien verhindern oder vermindern die Reflexion, während Diffusoren die Reflexion brechen, die Wellen in viele verschiedene Richtungen streuen und ihre Wirkung stark abschwächen.

Viele Dinge können mit gesundem Menschenverstand und ganz gewöhnlichen Materialien erreicht werden. Zum Beispiel könnte eine Wand mit schwerem Teppichboden oder dicken Theater-Vorhängen versehen werden. An einer anderen Wand könnte ein großes, voll bestücktes Bücherregal vom Boden bis zur Decke aufgestellt werden. Es gibt eine Reihe an Produkten wie akustische Schaumstoffe, Glasfaserplatten und Decken zu kaufen.

Du kannst auch Diffusorplatten kaufen. Diese Platten sind mit geometrisch geformten Aufsätzen versehen, die dann an den Wänden angebracht werden. Diese sollten an bestimmten, strategisch sinnvollen Stellen platziert werden, um Reflexionen zu brechen und zu eliminieren. Viele Unternehmen bieten außerdem Produkte aus dichten, ungleichmäßigen Materialien an, die sowohl Schallwellen absorbieren als auch diffundieren können.

Bassfallen sind ein weiteres beliebtes Mittel, um bestimmte Bereiche zu kontrollieren. Diese ungleichmäßigen Zylinder haben eine absorbierende Oberfläche, die Reflexionen in problematischen Bereichen wirkungsvoll unterbricht. Viele Unternehmen haben Bassfallen im Angebot, die auch als Lautsprecherständer, Studiomöbel und sogar als komplette modulare Umgebungen verwendet werden können.

Weitere Probleme und Lösungen

Nach diesen grundsätzlichen Überlegungen zum Thema Akustik gibt es noch ein paar weitere wichtige Dinge zu beachten.

Laute Lüfter

Studiomusiker

Beim Rock 'n' Roll gehört eine Menge Lärm vor der Bühne einfach dazu. Wenn du aber in deinem Homestudio Musik machen willst, dann ist Lärm störend und lästig. Wusstest du, dass gerade Computer zu den größten Geräuschquellen in einem Studio gehören können? Wenn du dich einigermaßen mit Computern auskennst – oder jemanden kennst, der sich damit auskennt – kannst du den Computerlüfter durch einen geräuscharmen Lüfter ersetzen, um den Geräuschpegel zu senken. Schallgedämpfte Gehäuse mit geräuscharmen Kühlsystemen, die mehrere Dezibel Geräuschpegel reduzieren können, sowie Gehäuse, die den Prozessor des Computers vollständig umschließen, sind ebenfalls eine Option.

Halbisolierung

Klang_Gobo

In vielen Fällen ist eine vollständige Isolierung weder notwendig noch wünschenswert. Etwas Übersprechen (auch Bleed genannt) kann durchaus von Vorteil sein; es sorgt für ein natürlich klingendes Element, das bei einer vollständigen Trennung manchmal verloren geht. Etwas Abschirmung zwischen den Musikern und/oder Verstärkern kann ausreichen, um genügend Abstand für eine gelungene Aufnahme zu schaffen.

Die beste Lösung für die Semi-Isolation ist ein Gobo. Ein Gobo ist eine kleine, tragbare Isolierplatte, die den Schall absorbiert und/oder streut. Selbstgebaute Gobos sind meistens auf der einen Seite mit Teppich oder einem anderen absorbierenden Material und auf der anderen Seite mit einer reflektierenden Oberfläche wie Parkett bedeckt. Es gibt auch fertige Versionen zu kaufen.

Zusammenfassung

singerlowres

Die Theorie zur Akustik kann sehr umfangreich und kompliziert sein. Wir wissen zwar eine Menge darüber, wie sich Klang verhält und was man von einem bestimmten Raum erwarten kann, aber es gibt immer genug Variablen, die für Überraschungen sorgen. Ein neues Instrument, zusätzliche Elemente im Raum, sogar das Wetter ... alles kann die Art und Weise beeinflussen, wie etwas klingt. Was in der einen Situation funktioniert, ist in einer anderen vielleicht nicht optimal. Am besten ist es, wenn wir versuchen, eine möglichst neutrale und objektive Hörumgebung zu schaffen. Du solltest mit guten Monitoren, Messgeräten und Spektrum-Analysern arbeiten, offensichtliche Problembereiche identifizieren und korrigieren und dir so viele verschiedene Musikrichtungen, Mixe und Instrumente wie möglich anhören. Aber am Ende sind das wichtigste Werkzeug deine Ohren – wenn es gut klingt, ist es wahrscheinlich auch gut!